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Nebelwandern

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fantom125's avatar
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Literature Text

I

Die Nebelfee hat die Berge versteckt
in grau und weißem Rauch,
drum bleiben sie heute unentdeckt
und wir, wir beide auch!

Und auch die Wälder hat die Fee
versteckt samt Baum und Strauch.
Ein Glück, dass ich den Weg noch seh'
und dich, dich seh' ich auch!

Was für ein Spaß, mit dir zu wandern
durch Nebelfees versteckte Lande
auf quietschvergnügtem Fuß.

Hier brauchen wir uns nicht verstecken,
hier wird uns niemand nicht entdecken -
Komm, gib mir einen Kuss!



II

Doch sieh nur, sieh: ein Gipfel schwebt vorbei!
Komm schnell, komm schnell, gleich geht's vorrüber
und er ist hinterm Vorhang wieder,
dem grauen Einerlei.

Und da: will nicht der Sonnenschein
ein Löchlein bohren, uns zu sehn?
Das wird ein Gruß von ferne sein -
ich weiß von wem!
Dresden, Germany, 2014

Mein Nebelsonett mit Zusatzstrophen.



Ad 1: Wie so oft bei mir ist auch dies ein Gedicht nach einer selbst erlebten Begebenheit / Wanderung. Das Bild vom schwebenden Gipfel könnt ihr hier sehen: And Then A Land Appeared Between The Clouds

Ad 2: Dass sich in der Nebelfee eine Elfe versteckt, ist buchstäblich Zufall!

Ad 3: Ich weiß nicht, ob man's merkt, aber das Gedicht ist schon eine Art Gegenentwurf zu Hermann Hesses Wanderung "Im Nebel":

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

...

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Ich fand das Gedicht immer richtig gut, aber neulich musste, nein: konnte ich feststellen: Nein, das stimmt ja gar nicht! Es ist nicht jeder allein. Und es stimmt auch nicht im buchstäblich gespiegelten nebeL = Leben. Trotzdem - ein kleiner Gruß auch an den alten Herrn!
© 2014 - 2024 fantom125
Comments2
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MaeveRune's avatar
Gefällt mir ziemlich gut. "hier wird uns niemand nicht entdecken" - eine doppelte Verneinung :3

Ich hab tatsächlich an Hesses Gedicht gedacht - eins meiner Lieblinge.